Tina Mandel
Dr. Tina Mandel
July 17, 2023

Schmerzempfindliche Zähne – Wie du deine Eiscreme wieder schmerzfrei genießen kannst

3
min Lesezeit
Zahn-Hacks

Das kannst du erfahren

Mehr als ein Drittel der Deutschen leiden unter schmerzempfindlichen Zähnen. Die Schmerzempfindlichkeit kann ein Symptom von schlimmeren Zahnkrankheiten sein, deshalb sollte dein Zahnarzt unbedingt nach der Ursache suchen. Oft ist die Ursache aber harmlos und kann mit einfachen Mittlen bekämpft werden. Was hinter deiner Schmerzempfindlichkeit steckt und was du gegen den Genuss-Killer tun kannst, verrate ich dir in diesem Artikel.

Deutschland hat Zahnschmerzen

Die ersten Sonnenstrahlen des Jahres kommen raus, die Temperaturen steigen, die Straßen füllen sich: der Frühling kommt! 🌞 Und du willst das mit dem ersten Eis des Jahres genießen. 🍦 „Mmhhh, endlich wieder Schokoeis… AUA, MIST! Mein Zahn.“ Ist der Genuss von Eis oder ein Schluck heißer Kaffee für dich manchmal ein schmerzhaftes Erlebnis? Lässt dich das Zähneputzen regelmäßig zusammenzucken? Dann hast du wohl überempfindliche Zähne. Damit bist du nicht allein. Eine Umfrage in Deutschland ergab, dass 39% aller Befragten an reizbedingter Schmerzempfindlichkeit leiden. 🤕

Was ist mit deinen Zähnen eigentlich los? Und was kannst du dagegen tun, um dich nicht vor jedem heißen, kalten oder sauren Genuss zu fürchten?

Wie kann mein Zahn eigentlich fühlen – Der Zahnaufbau einfach erklärt

Aufbau eines Zahnes. Im Inneren liegt der Zahnnerv, dann kommt das Dentin, der äußere Schutzmantel heißt Schmelz

Im Inneren des Zahnes liegt der Zahnnerv. Er ist umgeben von dem Zahnbein, Dentin genannt. Das Dentin enthält mikroskopisch kleine Kanälchen. In diesen Kanälchen finden sich kleine Nervenausläufer des Zahnnervs. Oberhalb des Zahnfleisches schützt eine starke Schicht Zahnschmelz die Dentinkanälchen und den Nerv.

Ursachen von empfindlichen Zähnen

Die Ursache von sensiblen Zähnen liegt meist darin, dass die ummantelnde Schicht Schmelz geschädigt ist und so durchlässig für Reize wird.

  • Karies: Bei Karies wird die Zahnsubstanz durch Bakteriensäuren aufgelöst. Je größer die Karies wird, desto näher reicht der Zahnsubstanz-Defekt an den Nerv ran. Diese Stelle ist natürlich besonders durchlässig für Schmerzreize.
  • Falsche Ernährung: Zucker- und säurehaltige Lebensmittel greifen den Zahnschmelz an. Der Mineralgehalt im Zahnschmelz nimmt ab. Der Zahnschmelz wird porös, die Schutzschicht verliert ihre Funktion. Da Zahnschmelz kein nachwachsendes Gewebe ist, kann er nicht regenerieren.
  • Abgenutzte Füllungen und Zahnersatz: Füllungen und Zahnersatz ersetzen einen Teil deiner Zahnsubstanz. Die Materialien, aus denen Füllungen und Zahnersatz gemacht sind, nutzen mit der Zeit ab. So entsteht am Übergang zu deiner Zahnsubstanz ein Spalt, in den Reize eindringen können.
  • Zähneknirschen: Viele Menschen bauen ihren Stress über die Zähne ab. Der Kaumuskel ist der stärkste Muskel im menschlichen Körper, wir können mit ihm bis zu 80 kg Kraft aufbringen. Wenn du regelmäßig zu fest aufeinander beißt, kann deine Zahnsubstanz einiges an Schaden nehmen. Dein Zahnschmelz platzt ab oder bricht, das Dentin legt sich frei und wird anfällig für Schmerzreize.
  • Zahnfleischerkrankungen: Zahnfleisch- und Zahnbettentzündungen führen zu Zahnfleischrückgang. Dadurch wird der Teil des Zahnes freilegt, der nicht mehr natürlicherweise durch Schmelz geschützt wird. Dieser Teil wird Zahnhals genannt. Freiliegende Zahnhälse sind sehr empfindlich für Schmerzreize.
  • Falsches Zähneputzen: Eine zu kraftvolle Zahnputztechnik führt dazu, dass dein Zahnschmelz weggeputzt wird. Eine Zahnbürste mit zu harten Borsten unterstützt diesen Effekt.
  • Falsche Zahnpasta: Zahncremes, die mit einem Aufhellungseffekt werben, beinhalten stark abtragende Putzpartikel und schädigen den Schmelz. Welche Zahnpasta die richtige ist, erfährst du gleich.
  • Zahnaufhellung: Zahn-Bleichmittel greifen Gewebe an. Daher können diese Bleichmittel in wirksamen Dosen nur vom Zahnarzt gekauft werden. Bei einem professionell durchgeführten Bleaching ist die Empfindlichkeit der Zähne reversibel, meistens hält es nur 24 Stunden an. Wird ein Bleaching falsch durchgeführt, können erhebliche Schäden auftreten! Daher raten Experten von Selbstversuchen ab. Wenn du dich für Details zum Bleaching interessiert, lies doch diesen Artikel!

Entzündungen führen zu sensiblen Zähnen, obwohl die Schutzschicht nicht betroffen ist.

  • Entzündungen des Zahnnervs: Bei einer Zahnnerv-Entzündung schmerzt der Nerv selbst. Die Schmerzen können sehr stark, aber auch nur ein leichtes Ziehen sein. Daher sollte der Zahnarzt bei empfindlichen Zähnen immer den Zahnnerv untersuchen.
  • Kieferhöhlenentzündungen: Während einer Erkältung kann es passieren, dass deine Oberkiefer-Backenzähne sehr empfindlich werden. Das liegt daran, dass die Wurzeln der Backenzähne oft in den Kieferhöhlen enden. Keine Sorge, mit deinen Zähnen ist dann alles in Ordnung. Wenn die Erkältung ausgeheilt ist, geht die Empfindlichkeit von alleine weg!

Was hilft gegen empfindliche Zähne – Lösungen vom Zahnarzt

Die gute Nachricht ist: Empfindliche Zähne können gut behandelt werden. Die Art der Behandlung hängt davon ab, was die Empfindlichkeit verursacht. Da sensible Zähne ein Symptom von schweren Zahnerkrankungen sein können, lass unbedingt die Ursache von deinem Zahnarzt abklären. Er kann dir folgende Lösungen anbieten:

  • Bei kleinen Zahndefekten kann er eine dünne Kunststoff-Schicht auf die empfindliche Stelle auftragen und sie damit versiegeln.
  • Bei größeren Zahndefekten kann er dir eine Füllung oder eine Zahnkrone machen.
  • Bei Zahnnerv-Entzündungen muss er die Entzündung mit einer Wurzelbehandlung bekämpfen.
  • Beim Zähneknirschen fertigt er dir eine Knirscher-Schiene an, die deine Zähne schützt und deine Kiefergelenke sowie Muskulatur entlastet.
  • Bei Zahnfleischerkrankungen wird er eine Reinigung und/oder Parodontose-Behandlung durchführen, um die Entzündungen zu bekämpfen. Um den Zahnfleischrückgang zu behandeln, muss er eine Zahnfleischtransplantation vornehmen.

Was hilft gegen empfindliche Zähne – Hausmittel

  • Fluorid-Lacke: Fluorid ist dafür bekannt, den Mineralgehalt im Schmelz zu erhöhen. Wenn allein dein Zahnschmelz betroffen ist, hilft das Auftragen von Fluorid-Lacken.
  • Spezial-Zahnpasta: Wenn schon Dentin frei liegt, hilft Fluorid-Lack nicht mehr gut. Die Dentinkanälchen müssen versiegelt werden, damit Schmerzreize dort nicht mehr eindringen können. Es gibt verschiedene Zahnpasten, die entsprechend wirksame Substanzen enthalten (für besonders Interessierte: Kaliumsalze, Strontiumacetat). Die Wirksamkeit beider Stoffe ist durch internationale Studien sehr gut belegt. Fachzeitschriften empfehlen Sensodyne Multicare und die Sensodyne Rapid Zahncreme.

Was hilft gegen empfindliche Zähne – Vorbeugung

👉 Achte auf deine Ernährung! Zucker- und säurehaltige Lebensmittel lassen sich nicht immer vermeiden. Achte darauf, dass du sie nicht regelmäßig über den Tag zu dir nimmst, sondern möglichst lange Pausen dazwischen lässt. Dann hat der basische Speichel die Möglichkeit, die Säuren zu neutralisieren und so deinen Zahn zu schützen.

👉 Putz dir nicht direkt nach dem Essen die Zähne. Denn nach dem Essen ist der pH-Wert in deinem Mund sehr sauer und dein Schmelz angegriffen. Putzt du dann Zähne, putzt du dir deinen Schmelz weg. Details dazu erfährst du in diesem Artikel.

👉 Die richtige Putztechnik: Achte darauf, dass du nicht mit zu viel Druck Zähne putzt. Viele elektrische Zahnbürsten haben dafür einen Warnsensor.

👉 Der richtige Bürstenkopf: Kauf dir einen Bürstenkopf mit mittelharten (und nicht harten!) Borsten.

👉 Die richtige Zahnpasta: Benutze keine stark abrasive Zahnpasta. Das erkennst du auf der Rückseite am RDA-Wert. Ab einem Wert von 80 gilt die Zahnpasta als stark abrasiv.

Mein Fazit zu empfindlichen Zähnen

Der Gang zum Zahnarzt lohnt sich. Denn oft sind sensible Zähne ein Symptom von schwereren Zahnerkrankungen, die unbedingt behandelt werden sollten. Wenn du eine schnelle Lösung suchst, können dir Fluorid-Lacke oder Spezial-Zahnpasten weiterhelfen. Und mit etwas Achtsamkeit beim Zähneputzen und bei der Ernährung lassen sich weitere empfindliche Stellen gut verhindern. Alles Dinge, die sich lohnen: Denn der Preis dafür ist ein schmerzfreies Genießen des Kaffees oder der Eiscreme. 😋

Also dann: Guten Appetit!

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Toll geschrieben und Inhalt, mit dem ich wirklich meinen Alltag verbessern kann!

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Der Fakten-Freitag ist total informativ! Es ist inzwischen ein richtiges Ritual, den Newsletter freitags zum Mittagessen zu lesen!

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Ich interessiere mich sehr für Medizin und lese den Blog sehr gerne, da er leicht verständlich geschrieben ist!